* 13248 MODEST MUSSORGSKY: PICTURES AT AN EXHIBITION - NIKOLAUS LAHUSEN (.pdf)

Nikolaus Lahusen spielt Werke von Mussorgsky

Vorgestellt von Friederike Westerhaus

Sendetermin: 12. Dezember 2005, 15.30 Uhr

Er gab auf internationalen Podien Konzerte, hatte viele Projekte geplant - doch im Mai diesen Jahres starb der Pianist Nikolaus Lahusen plötzlich mit 44 Jahren an einem Krebsleiden. "Ein erstklassiger Pianist, der brillante Technik mit ungewöhnlicher tiefer Musikalität vereinigt" - das hatte Christoph Eschenbach über ihn gesagt. Geboren wurde Lahusen 1960 in Bremen, seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Mexiko, kehrte später aber nach Bremen zurück. In der Hansestadt und dann doch wieder in aller Welt arbeitete er als Pianist und konzertierte regelmäßig mit Orchestern wie European Community Chamber Orchestra, Sinfónica Nacional Argentina, Qrquesta Filarmónica Mexico, WDR Rundfunkorchester, Stuttgarter Kammerorchester. Neben seinen Konzerten widmete sich Nikolaus Lahusen intensiv der Studioarbeit. Im Winter vergangenen Jahres spielte er Modest Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung" und einige weitere Werke des russischen Komponisten ein. Vor kurzem ist die CD erschienen - posthum.

Mit viel Energie und Feinfühligkeit

Nikolaus Lahusen hat seine Einspielung von Klavierwerken Modest Mussorgskys selbst nie hören können. Die Aufnahmen entstanden im Dezember 2004, nur wenige Monate vor seinem Tod. Doch er interpretierte Mussorgskys Kompositionen mit ebenso viel Energie wie Feinfühligkeit. Seien es weniger bekannte Werke wie die "Méditation" von 1880...
...oder die berühmten "Bilder einer Ausstellung".
In einem Interview formulierte Nikolaus Lahusen einmal, was für eine anspruchsvolle Interpretation absolut entscheidend sei.

"Das ist, glaube ich, sehr wichtig für uns alle: Die Chance, sich selbst Zeit zu geben. Zeit zu geben, wirklich zu reifen und auf dem Reifungsprozess wahrscheinlich noch Jahrzehnte hoffentlich vor sich zu haben, denn wir sind ja auf einem Weg. Und ich glaube, dass es erst im Laufe von Jahrzehnten möglich ist, zu bestimmten Dingen ein Urteil oder eine Interpretation abzugeben, die wirklich mit einem Leben auch gefüllt ist."

Reif und lebendig

Zeit hatte Nikolaus Lahusen nicht mehr. Und doch wirkt sein Mussorgsky reif und lebendig. So sind die musikalischen Bögen in den "Bildern einer Ausstellung" weit gespannt, die dynamischen und dramaturgischen Entwicklungen nicht nur auf einzelne Sätze konzentriert, sondern über die gesamten 36 Minuten angelegt. Die Wurzeln von Lahusens musikalischen Ansätzen liegen unter anderem in Mexiko, wo er seine Kindheit verbrachte.

Mexikanische Originalmusik habe ich natürlich als Kind mitbekommen, alles was Folklore ist, das ist klar. Das ist ein unglaublich reicher Schatz an traditioneller Musik, die auch zum Teil sehr interessante Rhythmen hat, und es ist also so, dass man da natürlich eine Lebensfreude und eine Vielfalt von Ausdrucksmöglichkeiten mitbekommt. Eine Ausdrucksvielfalt und ein Gespür für rhythmische Raffinessen, die Lahusen verstand, auf die klassische Musik zu übertragen.

Ein musikalisches Vermächtnis

Nikolaus Lahusen starb mit 44 Jahren - viel zu früh. Doch mit seiner Mussorgsky-Einspielung hat er ein musikalisches Vermächtnis hinterlassen, das nicht sein trauriges Schicksal betont, sondern seine Persönlichkeit wiederspiegelt: die eines kraftvollen, lebensfrohen, ausdrucksstarken Pianisten, dem es nicht um die Darstellung der eigene Person ging, sondern immer um die Musik.
"Mich hat eigentlich ein Geist, kann man so sagen, durchdrungen, eine Art zu leben, eine Art zu fühlen, zu denken, alles im Grunde unterzuordnen unter eine höhere Aufgabe, in dem Falle eben Musik, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, und natürlich tatsächlich die Lust am Klavierspielen."